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Todesmarsch

Teilnehmerzahl übertrifft alle Erwartungen

Würdevolles Gedenken an den Todesmarsch von Hainichen


Hainichen. Rund 120 Bürger und damit deutlich mehr als von den Organisatoren erwartet kamen am Abend des 14. April in Hainichen zusammen, um an den Todesmarsch zu erinnern und zu gedenken. Diesen Marsch hatten auf den Tag genau vor 80 Jahren rund 500 jüdische Zwangsarbeiterinnen der Framo-Werke - dem späteren VEB Barkas - von Hainichen aus in die Vernichtungslager antreten.

Untergebracht waren die Jüdinnen in der ehemaligen Nadelfabrik an der Frankenberger Straße. An der Stelle des nach der Wende abgerissenen Gebäudes begrüßten die Mit-Initiatoren Thomas Kühn und  Benjamin Martin sowie die stellvertretende Bürgermeisterin Barbara Gruner die Teilnehmer. Im Anschluss gingen sie mit weißen Rosen in den Händen auf der Käthe-Kollwitz-Straße entlang zum ehemaligen Haupteingang des Werkes auf der Gottlob-Keller-Straße.  Der Bielefelder Historiker und Autor Pascal Cziborra, der viel zu den Todesmärschen und KZ-Außénlagern recherchiert hat, erzählte von der leidvollen Geschichte der Hainichener Jüdinnen. Diese waren unter anderem aus dem KZ Auschwitz nach Hainichen verlegt worden, um Rüstungsgüter herzustellen. Unter ihnen befanden sich auch zwölfjährige Mädchen.

Viele sahen nach dem Abtransport aus Auschwitz nach Hainichen ihre Eltern, Geschwister oder Ehemänner nie wieder. Die Frauen mussten bei Framo zwölf Stunden am Tag arbeiten. Die oberste SS-Aufseherin war berüchtigt und schlug die Jüdinnen wahllos. Sechs Jüdinnen starben in Hainichen. Bei der Evakuierung am 14. April mussten die Frauen, ohne zu wissen, was sie erwartet, unter Todesangst einen Fußmarsch Richtung Freiberg antreten. Irgendwo wurden sie in Kohle-Waggons verladen und kamen nach etwa einwöchiger Irrfahrt und ohne ausreichend Nahrung im Konzentrationslager Theresienstadt, rund 60 Kilometer vor Prag, an. Am 8. Mai 1945 wurden sie dort von der Roten Armee befreit. Auch nach der Befreiung starben noch acht der jüdischen Frauen aus Hainichen, da sie zu geschwächt waren. Ob auf dem Todesmarsch selbst und der einwöchigen Irrfahrt weitere Frauen verstarben, ist noch nicht bekannt.

Nach dem bewegenden Vortrag am ehemaligen Haupteingang der Framo-Werke steckten viele der Teilnehmer ihre Rosen in den teilweise noch original erhaltenen Zaun und der LeChaim-Chor aus Chemnitz sorgte für einen würdigen Rahmen. Danach folgten noch mehr als 50 Teilnehmer der Einladung der Kirchgemeinden in die katholische Kirche. Ein Film über den Todesmarsch von Flossenbürg und ein Trompetenstück des Riechberger Musikwissenschaftlers Mirko Gauss ließen den aus Sicht vieler Teilnehmer denkwürdigen Abend ausklingen. Erst um 22 Uhr verließen die letzten die Kirche und viele wollen an künftigen Projekten zur Aufarbeitung der Geschichte mitwirken.