Jubiläum mit bitterem Beigeschmack
Hainichen. Ihren bereits 20. Hilfstransport in die Ukraine haben die Mitstreiter des Hainichener Vereins Communitas am vergangenen Mittwoch beladen. Damit wurden seit Kriegsausbruch innerhalb von 17 Monaten mehr Lkw versendet, als sonst in vier Jahren. Die Helfer in Hainichen und insbesondere in der Ukraine vor Ort gehen teilweise an ihre Belastungsgrenzen. Doch dass die Transporte überhaupt stattfinden müssen und die Not der Bevölkerung in der Ukraine nicht nachlässt, gibt dem ganzen ehrenamtlichen Engagement einen bitten Beigeschmack. "Ich habe am Wochenende von unseren Helfern in der Ukraine wieder Bilder von verwundeten Soldaten bekommen die aufzeigen, wie wichtig auch die aktuelle Lieferung wieder ist. Unter anderem haben wir 15 Krankenhausbetten, einen mobilen Waschtisch für Patienten, unzählige Rollstühle sowie Nahrungsergänzungsmittel und Verbandsstoffe verladen", berichtet Projektleiter Thomas Kretschmann. Auch Fenster und Türen zur Reparatur oder Wiederaufbau von Häusern sowie Kartons mit Kleidung und Schuhen wurden verladen. Kretschmann ist froh, dass weiterhin insbesondere von Firmen und Institutionen, aber auch von vielen privaten Spendern, Hilfsgüter gebracht werden. Jedoch schrumpfen die finanziellen Reserven des Vereins. "Wir merken natürlich, dass für viele Menschen in Deutschland langsam Routine im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine einsetzt und das ist verständlich. Aber es gibt leider auch immer mehr, die die Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung in Frage stellen, politisch instrumentalisieren oder die Dramatik leugnen", so Kretschmann. Die Informationen, die er tagtäglich direkt aus der Ukraine erhalte und die auch der ukrainische Lkw-Fahrer Liubomyr jedes mal direkt aus seinem Heimatland mitbringt, seien unverfälscht und direkt. Einen Teil der Fotos und Informationen, die Kretschmann bekommt, veröffentlicht er unter www.Communitas-Hainichen.de online. Der Ukrainische Fahrer Liubomyr, der diesmal auch seine Frau mitbrachte um ihr ein paar Tage Frieden zu schenken, wird seinen Sattelzug mit rund 14,5 Tonnen Hilfsgütern diesmal nach Dunayivtsi, rund 270 Kilometer südöstlich von Lviv (Lemberg) steuern. In der Region werden viele Verwundete und Verletzte sowie Flüchtlinge versorgt.
Spendenannahme: Spenden werden wochentags von 9-17 Uhr und samstags 9-11 Uhr im Spendenlager bei der Hainichener Firma Naturbrennstoffe Kretschmann, Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung 27a, angenommen.
Geldspenden können im Lager gegen Quittung abgegeben oder auf das Spendenkonto des Vereins Communitas bei der Sparkasse Mittelsachsen, IBAN DE54 8705 2000 3330 0100 01, überwiesen werden.
BT1: Eine junge Sanitäterin und ihr ebenfalls junger Kollege vom Sanitätsbataillon erhielten aus Hainichen unter anderem Rollstühle, um Verletzte zu transportieren. Die Gesichter wurden auf Bitten der beiden unkenntlich gemacht, um sie zu schützen.
BT2: Der ukrainische Lkw-Fahrer Liubomyr ist bereits mehr als ein Dutzend Mal von Hainichen in die Ukraine gefahren. Diesmal hatte er seine Frau mit, die tatkräftig mit anpackte beim Beladen. Foto: Thomas Kretschmann
BT 3 und 4: Die in der Regel etwa fünf bis 7 Stunden dauernde Beladung ist Schwerstarbeit. Am Ende werden jedes Mal rund 14,5 Tonnen bewegt, viele davon mit der Hand. Foto: Thomas Kretschmannuni, kam ein Anruf aus dem Klinikum Döbeln, der die Situation komplett ändern sollte.
51 Krankenhausbetten inklusive Matratzen und Nachtschränkchen seien für humanitäre Zwecke abzugeben. Die Abholung müsste aber innerhalb von 48 Stunden erfolgen, so Roland Beier, Technischer Leiter des Klinikums. Denn mit Lieferung neuer Betten sei für die "alten" Betten kein Platz vorhanden. "Das gleiche hatten wir schon im Jahr zuvor erlebt. Damals war ich gerade im Urlaub und der Transport von Döbeln nach Hainichen konnte Dank großartiger Unterstützung durch die Spedition B&K Logistik GmbH in Meißen aus der Ferne organisiert werden", erklärt Communitas-Projektleiter Thomas Kretschmann.
Und auch diesmal eilte ein Unternehmen der Ehrenamtlichen aus Hainichen zur Hilfe. Uwe Anke, einst Bürgermeister von Nossen und nun zweiter Vorsitzender des Vereins Communitas, stellte den Kontakt zur Nossener "Gebr. Kühn Spedition GmbH" her und Geschäftsführer Frank Kühn sagte sofort seine Unterstützung zu. Zwei Fahrten machte das Unternehmen am Mittwoch. Jedes Mal war der Lkw mit 15 bis 17 Betten sowie zahlreichen Matratzen bestückt. Zwei weitere Fahrten machte Vereinschef Thomas Kretschmann selbst mit dem Fahrzeug.-Gespann der Naturbrennstoffe Kretschmann OHG, in deren Hallen auch das Spendenlager untergebracht ist.
"Alles lief wie am Schnürchen. Und die Spedition Kühn hat uns auch noch einen Fahrer geschickt, der absolut engagiert war und richtig mit anpackte", so Thomas Kretschmann. Der Fahrer Rafal Szwaranoga arbeitet seit drei Jahren für die Nossener Spedition und ist früher als Fernfahrer bis nach Kasachstan und sogar in die Mongolei gefahren. Innerhalb von vier Stunden war die Abholung mit dem Lkw erledigt.
Für den Verein Communitas bedeutet der "Betten-Regen" nun, schnellstmöglich weitere Hilfstransporte zu organisieren. Denn aufgrund der anhaltenden Kämpfe und Angriffe in der Ukraine wird jedes Bett dringend benötigt, um Verletzte und Verwundete zu versorgen. Bisher gingen die Hilfstransporte von Hainichen aus erst einmal nach Kiev. Von dort wurden alle Sachspenden, auch die Betten, mit kleineren Lkw weiter verteilt und unter anderem nach Kryviy Rig gebracht. Die Stadt liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Kherson. Viele vor den Angriffen und der Flut geflüchtete Menschen werden in der Stadt versorgt, in der 1978 auch der heutige Präsident Wolodymyr Selenskyj das Licht der Welt erblickte.
Nun wird der ukrainische Fahrer Liubomyr - der bereits mehr als ein Dutzend Hilfstransporte für den Hainichener Verein gefahren hat - jedoch versuchen, mit seiner Ladung direkt ins Krisengebiet nach Kryviy Rig zu fahren. "Wenn alles klappt werden wir noch vor Ferienbeginn den Lkw beladen", so Thomas Kretschmann, der nun auch nochmal um Geldspenden bittet. "Jeder Lkw kostet 2200 Euro und wir haben in letzter Zeit für rund 20.000 Euro Feldbetten, Generatoren, Gaskocher und andere Dinge zugekauft. Wir würden uns freuen, wenn die Bürger uns auch weiterhin mit Sach- und Geldspenden unterstützen."
Dringend benötigt werden unter anderem Zelte, Schlafsäcke, Pumpen, Gas- und Elektrokocher, Sommerkleidung, Schuhe, haltbare Lebensmittel sowie Futter für aus den Fluten gerettete Katzen und Hunde. Geld- und Sachspenden werden wochentags von 9 bis 17 Uhr und samstags 9 bis 11 Uhr im Hainichener Spendenlager bei der Firma Naturbrennstoffe, Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung 27a, angenommen. Die komplette Liste der benötigten Dinge, das Spendenkonto sowie einen Blog über die Aktionen des Vereins gibt es unter www.Communitas-Hainichen.de im Internet.
Ein besonderer Dank geht an die Spedition Gebr. Kühn Spedition GmbH